Projekt ROMI
Gemeinsam mit Pilotschulen, Eltern, Jugendlichen und Fachpersonen soll in ausgewählten Gemeinden und Städten in allen Landesteilen an der Entwicklung der Schulkultur gearbeitet werden, um zu sensibilisieren, zu thematisieren und schlussendlich auf eine Verbesserung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen hinzuwirken. Neben Wissenstransfer, Selbstwirksamkeitstraining und Resilienzförderung sollen Bewältigungsstrategien bei Leistungsdruck und Stressempfinden sowie die sinnvolle Nutzung resp. die Vermeidung des schädlichen Einflusses digitaler Medien vermittelt werden.
Psychische Gesundheit trägt entscheidend zum individuellen Wohlbefinden eines jeden Menschen bei. Sie umfasst wesentliche Aspekte wie emotionale Stabilität, Selbstwertgefühl, die Fähigkeit, mit alltäglichen Anforderungen, Belastungen und mit Stress umzugehen und diese gut zu bewältigen sowie positive zwischenmenschliche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Psychische Stabilität resp. die Fähigkeit, auch mit widrigen Bedingungen umgehen zu können, fördert unser Wohlbefinden. Das Gefühl der Kohärenz bedeutet, dass es Zusammenhang und Sinn im Leben gibt, dass das Leben nicht einem unbeeinflussbaren Schicksal unterworfen ist. Es beinhaltet, Ziele und Projekte zu haben, für die es sich zu engagieren lohnt, die (wichtigen) Zusammenhänge im Leben zu verstehen, das eigene Leben gestalten zu können und etwas zu bewirken. Es heisst auch zu wissen, was einem gut tut, anderen helfen zu können – und sich selbst bei Bedarf Hilfe zu holen.
Demgegenüber haben psychische Erkrankungen neben dem individuellen Leid häufig erhebliche Auswirkungen auf das persönliche Umfeld, das «Funktionieren» in Schule und Beruf. Sie können bei Chronifizierung zu sozialer Isolation und finanzieller Not führen. Eine gute psychische Gesundheit ist oft mit einem höheren Mass an Arbeitszufriedenheit, Produktivität und Bildungserfolg verbunden. Sie kann dazu beitragen, dass Menschen ihre Ziele erreichen und ihr volles Potenzial entfalten können.
Psychische Erkrankungen und schwere psychische Belastungen sind häufig und nehmen weltweit zu – speziell bei Kindern und Jugendlichen, und dies auch in der Schweiz. Gemäss dem Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums von 2023 ist die Lebenszufriedenheit der 15- bis 24-Jährigen von allen Bevölkerungsgruppen am tiefsten, bei den weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen mit 15.5 Prozent noch deutlich niedriger als beim männlichen Geschlecht mit 25.1 Prozent. Umgekehrt verhält es sich bei der Häufigkeit schwerer psychischer Symptome, die bei den weiblichen 15- bis 24-Jährigen mit 35.9 Prozent im Vergleich zur männlichen Altersgruppe mit 15.3 Prozent alarmierend hoch war.
Die Stressbelastung von Kindern und Jugendlichen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Die sich rasant entwickelnden Technologien bieten Chancen und Risiken zugleich. Jugendlichen und jungen Erwachsenen bieten sich in diesem Umfeld zahlreiche Möglichkeiten. Gleichzeitig fällt es ihnen schwer, sich in wandelnden familiären und gesellschaftlichen Strukturen noch altersentsprechenden Entwicklungsaufgaben zu widmen – und das «klassische Schulprogramm» zu absolvieren. Auch der Zukunftsrat U24 einer repräsentativen Auswahl von Schweizer 16- bis 24-Jährigen hat sich 2023 prioritär der psychischen Gesundheit gewidmet und in den publizierten Handlungsempfehlungen unter anderem die Schulen als wichtige Zielgruppe vorgeschlagen. Neben dem individuellen Leid ist die volkswirtschaftliche Bedeutung psychischer Erkrankungen enorm, die intangiblen und ökonomischen Folgekosten (> 7 Mrd. Franken pro Jahr) sind hoch.
Das Projekt ROMI richtet sich an Lehrpersonen, Jugendliche und Eltern. Gemeinsam mit Fachpersonen (u.a. Schule/Erziehungswissenschaften, Psychologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Public Health, Politik, Wirtschaft) und national tätigen Organisationen wie pro juventute und pro mente sana wird ab Sommer 2024 ein Programm ausgearbeitet werden, der Fokus liegt auf Berufs- und Kantonsschulen. Mit innovativen Ansätzen und bereits vorhandenen Materialien soll eine sinnvolle Anzahl von Lektionen und Workshops, Elternabenden etc. in den Schulalltag integriert werden. Eine begleitende Evaluation wird dabei unterstützen, die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen, um das Projekt im Anschluss auf andere Altersgruppen und Schulen zu skalieren. Es ist eine Projektlaufzeit von 3 Jahren vorgesehen.
